Schon im Mittelalter litten viele Menschen − vornehmlich aus der nobleren Gesellschaft − an schmerzhaften Gichtschüben. Der gegenwärtige Lebensstil macht die Gicht heutzutage zu einer weitverbreiteten rheumatischen Erkrankung. Er ist jedoch nicht Hauptverursacher. Purinreiche Ernährung wie beispielsweise täglicher Fleischgenuss und Alkohol kann die Krankheit zwar auslösen, ist aber in den meisten Fällen nicht die Quelle des Übels. Dass primär die genetische Veranlagung schuld ist, wissen gemäss Umfrage in der Schweizer Bevölkerung die wenigsten.
Mangelhafter Wissensstand
Die Gicht zählt zu den schmerzhaftesten Formen von entzündlichem Rheuma. Eine durch die Rheumaliga Schweiz unterstützte Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zeigt einen mangelhaften Wissensstand in Bezug auf das Krankheitsbild Gicht. 663 Personen im Alter von 35-75 Jahren wurden im Frühling 2017 zu Gicht befragt. Jede fünfte Person assoziiert Gicht zwar mit Schwellungen und Schmerzen in der Hand, dagegen nannten nur 12 Prozent Schmerzen im grossen Zeh als Symptom. Das Grundgelenk einer grossen Zehe ist gemäss Studien jedoch am häufigsten betroffen. Als Ursache wird von den Befragten primär die falsche Ernährung sowie Alkoholkonsum genannt. Einem Drittel der Befragten sind die Ursachen von Gicht gänzlich unbekannt. Die genetische Veranlagung ist nur gerade bei 16 Prozent im Bewusstsein der Umfrageteilnehmenden. Offensichtlich sieht ein Grossteil der Bevölkerung den typischen Gichtpatienten, als älteren Couch-Potato mit dem Bierglas in der Hand, der auch gerne kulinarisch über die Stränge schlägt.
44 Jahre, sportlich – und Gichtpatient
Dieses Bild hatte auch Rolf H., weshalb er ungläubig reagierte als sein Hausharzt die Diagnose „Gicht“ stellte. Klar geniesst Rolf H. zu einem feinen Essen am Wochenende gerne mal ein Glas Wein und auch das Bier gehört nach dem Fussballtraining dazu. Doch als Berufsschullehrer ist er oft in Bewegung und unter der Woche ernährt er sich vegetarisch. Beim Nachforschen in der Familie hat er erfahren, dass schon sein Grossvater an Gichtschmerzen litt. Auch sein Hausarzt bestätigt ihm, dass die genetische Veranlagung in seinem Fall ausschlaggebend war und das Festessen zum Meisterschaftssieg im Fussballklub dann das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Die vom Arzt verschriebene medikamentöse Therapie zeigte rasch Wirkung – seine Harnsäurewerte haben sich verbessert. Obwohl Rolf H. im Grossen und Ganzen schon einen gesunden Lebensstil pflegt, achtet er nach Absprache mit seinem Arzt nun noch mehr darauf purinarme Speisen zu geniessen. Seit sechs Monaten hatte er keinen Gichtanfall mehr.
Fakten zu Gicht
80% der Gichtbetroffenen sind männlich. An der Gicht erkranken ungefähr 3% der Männer, die das AHV-Alter erreichen. Bei Männern ab 40 stellt die Gicht die häufigste entzündliche Gelenkserkrankung dar. Der erste Gichtanfall im Leben eines Mannes fällt durchschnittlich in die Lebensmitte. Die Frauen hingegen sind bis zur Menopause weitgehend gegen die Gicht gefeit; die weiblichen Geschlechtshormone schützen vor der Erkrankung. Der erste Gichtanfall ereilt Frauen durchschnittlich im Alter zwischen 55 und 60 Jahren. Die meisten Gichtbetroffenen zeigen eine erbliche Veranlagung zu einer verminderten Ausscheidung von Harnsäure, was den Harnsäurespiegel zwangsläufig anhebt.
Kostenlose Broschüre
Gichtpatienten können zu ihrem Wohlergehen aktiv beitragen. Die Rheumaliga bietet Informationen zur Behandlung und Tipps zur Vermeidung von Gicht. Die kostenlose und gut verständliche Broschüre erklärt zudem den Unterschied zwischen Gicht und Pseudogicht – einer gichtähnlichen Gelenkerkrankung, hervorgerufen durch verkalkte Gelenke. Bestellungen: www.rheumaliga-shop.ch oder Tel. 044 487 40 10.
Weitere Auskünfte
Eva Rösch, PR & Projekte, Rheumaliga Schweiz
e.roesch@rheumaliga.ch / Tel. 044 487 40 00